STADT KÖLN Nr. 87, 15. April 1999
Der Künstler Andreas Rajchert stellt in der „Kulturbrücke" aus
„Verliebte Drachen" rauben überglückliche Prinzessinnen
Etwas überraschend war die Performance des Künstlers Andreas Rajchert für das Publikum in der Chorweiler „Kulturbrücke" schon. Eine fingierte Oscarprämierung, bei der der russische Maler scherzhaft gegen „Hanfland Spielberg" alias Bernhard Hanfland von den Grünen antrat, hatten die rund 40 Gäste bei der Ausstellungseröffnung von Rajchert nicht erwartet. Ungewöhnlich war auch Rajcherts Art, sich beim Publikum für sein Erscheinen zu danken: Vor Überschwang sprang er auf Stühle, schnappte einige Gäste und umarmte sie. Danach erst spielten seine Bilder von verliebten Drachen die Hauptrolle. „Es wäre schön, wenn alle Menschen auf der Erde sich verlieben könnten und es keine Kriege mehr gäbe", zitierte Bezirksvorsteher Hans Heinrich Lierenfeld den Künstler. Worte, die ihn aus aktuellem Anlaß nachdenklich stimmten. Für Rajchert symbolisieren die „verliebten Drachen" - so lautet auch der Titel der Ausstellung - die Liebesbedürftigkeit aller Wesen. Auch Drachen als böse Elemente können sich verlieben.
Die farbigen Aquarellen und Tuschezeichnungen der Drachen tragen auch viele komische Züge. Filigran gezeichnet sieht der Betrachter Frauen, die liebestoll Drachen jagen, oder strahlende Drachen, die überglücklich Frauen fangen. Ein Bild zeigt eine Prinzessin, die sich in den Drachen verliebt, während ihr „Prinz und Retter" mit seinem Pferd zurückbleibt, wobei die beiden letzteren einen leicht überforderten Gesichtsausdruck zeigen.
„Rajchert rückt die Liebe ins Zentrum seines positiven Weltbildes", sagte der Bezirksvorsteher. Lierenfeld betonte auch, daß die „Kulturbrücke", die als Symbol für die Annäherung unterschiedlicher Kulturen steht, besonders gut für die Ausstellung des Spätaussiedlers geeignet sei. Der 30jährige Rajchert zeigte sich im übrigen als Multitalent. Nicht nur die anfängliche Vorführung seines „weißen Humors" und seine Malerei dokumentierten dies. „Ich plane, ein Drehbuch für ein Ballett zu schreiben", berichtete der gelernte Journalist und Werbetechniker. Auch die Ausstellungseröffnimg war daher eingerahmt von zwei Ballettvorführungen von Alina Asmus. Als nächstes plant Rajchert eine Weiterbildung zum Multimediadesigner.
Noch bis zum 7. Mai sind die Drachenbilder in der Kulturbrücke, Athener Ring 34, montags bis freitags von 9.30 bis 16 Uhr, zu besichtigen.
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